Besonderheiten bei Kindern

Wie empfinden und äußern Kinder Schmerzen?

Kinder spüren Schmerzen von Geburt an genauso intensiv wie Erwachsene. Unter welchen Schmerzen ein Kind leidet und wie heftig diese sind, ist jedoch weitaus schwieriger zu beurteilen als bei Erwachsenen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Wie sie Schmerzen äußern und wie sie damit umgehen, kann ganz anders sein.

„Wo tut's denn weh?“

Der Versuch, eine klärende Antwort auf diese Frage zu erhalten, stellt Eltern und Ärzte oft vor ein Problem. Die Schwierigkeit bei Kindern besteht darin, dass sie häufig nicht verständlich machen können, wo der Schmerz liegt. Es kann sogar gefährlich werden, wenn ihre Erklärungsversuche, den Schmerz zu lokalisieren, missverstanden werden. Gerade bei Babys und Kleinkindern sollten Sie deshalb stets fachmännischen Rat hinzuziehen.

Je nach Alter sind Körperwahrnehmung und die sprachlichen Möglichkeiten noch nicht voll entwickelt. Obwohl ein Kind unter Schmerzen leidet, verstehen Eltern oft nicht, was das Kind mitteilen möchte. Babys und Kleinkinder können überhaupt noch nicht sprachlich vermitteln, ob und wo es weh tut. Bei Babys kann langes und andauerndes Schreien oder Unruhe bzw. das Verweigern von Trinken auf Schmerzen hinweisen.

Kleinkinder projizieren die unterschiedlichsten Schmerzen – wie Halsschmerzen – in den Bauch. Ihre Schmerzwahrnehmung entspricht noch nicht der eines Erwachsenen. Sie gleicht sich erst etwa ab dem siebten Lebensjahr allmählich der Schmerzwahrnehmung von Erwachsenen an, bis sie im Alter von zwölf Jahren vergleichbar ausgebildet ist.

Diese unterschiedliche Schmerzwahrnehmung bedeutet aber nicht, dass Kinder Schmerzen weniger wahrnehmen, oder gar, dass sie Schmerzen einfach vergessen. Auch Babys und kleine Kinder werden durch Schmerzen sensibilisiert – haben also ein Schmerzgedächtnis.

Wie diagnostiziert der Arzt Schmerzen bei Kindern?

Diagnosekriterien und Messinstrumente, wie sie bei Erwachsenen angewendet werden, sind bei Kindern oft unbrauchbar. Eltern und Arzt müssen auf andere Symptome achten. Dies können Anzeichen wie Blässe, Unmut, Weinen, Stöhnen, Appetitlosigkeit oder Abwehr sein.

Bei Babys ist es besonders wichtig, dass Eltern ihr Kind beobachten und dem Arzt detaillierte Informationen darüber geben, wie es sich verhält. Dies ist unbedingt notwendig, damit der Arzt eine Vorstellung des Problems erhält und mit einer Behandlung beginnen kann.

Für Kleinkinder gibt es Symbolkarten, die in spielerischer Form und/oder über die Farbgebung eine Möglichkeit bieten, den Schmerz zu beschreiben. Das entspricht vergleichsweise der Schmerzbeschreibung mit einer Schmerzskala – einem Instrument zur Selbsteinschätzung von Schmerzen, das von Ärzten verwendet wird.

Klassisches Beispiel hierfür ist ein Verfahren, bei dem Kinder die Stärke ihrer Schmerzen anhand von lachenden bis weinenden „Smileys“ angeben können (Smiley-Analog-Skala).

 

Was können Sie tun, wenn Ihr Kind Schmerzen hat?

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – das gilt ganz besonders für die Wahl der richtigen Schmerztherapie bzw. des Schmerzmittels.

Wichtig ist, immer zuerst die Ursachen von einem Arzt klären zu lassen. Hat er sich davon überzeugt, dass keine spezifische Therapie der vielleicht zu Grunde liegenden Krankheit vonnöten ist oder aber eine solche eingeleitet werden muss, dann ist Schlaf die beste Medizin für ein krankes, unter Schmerzen leidendes Kind. Stress durch schmerzbedingte Schlaflosigkeit hemmt den Heilungsprozess. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ausreichend Ruhe bekommt und seine Schmerzen dem Schmerzgrad und dem Alter des Kindes entsprechend behandelt werden.

Schmerzmittel sollten Kindern stets in Absprache mit dem Arzt verabreicht werden. Dabei sollten Sie darauf achten, qualitativ hochwertige und gut verträgliche Präparate zu wählen.

Welchen Einfluss haben Gefühle auf Schmerzen?

Bei Schmerzen können Verständnis, Trost und Streicheleinheiten helfen, das Leiden erträglicher zu machen. Da Schmerzempfindungen sehr individuell sind, spielt nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Verfassung eines Menschen eine wichtige Rolle.

So kann eine vergleichbare Verletzung bei verschiedenen Menschen völlig unterschiedliche Schmerzempfindungen hervorrufen. Ebenso spielt das seelische Empfinden bei der Schmerzwahrnehmung eine wichtige Rolle.

Negative Gefühle, wie z. B. Angst, können Schmerzen verstärken – auch dann, wenn sie unterdrückt werden, um tapfer zu erscheinen. Gut gemeinte Worte wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ können mitunter genau das Gegenteil bewirken. Seien Sie verständnisvoll und geduldig, wenn Ihr Kind leidet, und nehmen Sie ihm die Angst – gerade wenn ein Besuch beim Arzt bevorsteht. Hier sind die liebevolle Geduld der Eltern und die einfühlsame Erklärungsbereitschaft des Arztes gefragt, um die Furcht zu nehmen und den Genesungsprozess zu fördern.  

Was sollte ich über Zahnschmerzen bei Kindern unbedingt wissen?

Um Ihr Kind vor Zahnschmerzen und Problemen so weit wie möglich zu bewahren, ist es wichtig, einige Dinge zu beachten.

Für ein Baby ist der erste Zahn ein schmerzvolles Erlebnis. Während sich bei den Eltern die Freude über dieses erstaunliche Phänomen mit der Sorge um das vor Schmerzen weinende, manchmal fiebernde Kind mischt, geben folgende Fakten wirklich Anlass zu erheblichen Bedenken:

Zahnschmerzen treten bei Kindern meist in Verbindung mit Karies auf. Studien zum Thema Zahngesundheit attestieren: Die Zähne von Schulanfängern werden wieder schlechter.

Um Ihr Kind vor solchen Schmerzen und Problemen so weit wie möglich zu bewahren, ist es wichtig, dass Sie als Eltern Ihr Kind zur Zahnpflege und Kariesprophylaxe motivieren.

Nützliche Tipps zu Zahnpflege und Kariesprophylaxe finden Sie hier.
 

Warum hat mein Kind Bauchschmerzen?

Kinder leiden häufig unter Bauchschmerzen. Mögliche Ursachen hierfür sind eine Darminfektion, mehrtägige Verstopfung, Blähungen, übermäßiges Essen oder verdorbene Lebensmittel.

In der Regel sind derartige Bauchschmerzen harmlos und gehen vorüber, wenn die Infektion überstanden ist, der Stuhlgang wieder normal ist und der Verdauungsapparat sich wieder beruhigt hat. Eine Bauchmassage, Wärme sowie feucht-heiße Dampfkompressen bzw. können lindernd bei Bauchschmerzen mit Blähungen wirken.

Bauchschmerzen können bei Kindern auch seelische Ursachen haben. Gerade wenn eine Klassenarbeit bevorsteht oder das Kind andere Probleme hat, machen sich Bauchschmerzen oft in Verbindung mit Kopfschmerzen bemerkbar.

Um Schulangst von einer sogenannten generalisierten Angststörung differenzieren zu können, muss beobachtet werden, wie sich das Kind in seiner Freizeit verhält. Kinder mit einer derartigen Angststörung verlassen ungern die häusliche, familiäre Umgebung, während Schulangst-Beschwerden in den Ferien wie weggeblasen sind. In jedem Fall von anhaltenden Bauchschmerzen ist eine Abklärung durch den Kinderarzt unbedingt ratsam.

Wann sollte ich zum Arzt gehen, wenn mein Kind Bauchschmerzen hat?

Da es so viele unterschiedliche Ursachen für Bauchschmerzen gibt, sollten Sie die Diagnose im Zweifelsfall immer einem Spezialisten überlassen.

Achten sollte man auf Begleiterscheinungen (Erbrechen o. ä.), sonstige Symptome sowie die Dauer und Heftigkeit der Bauchschmerzen.

Manchmal sind stärkere und anhaltende bzw. wiederkehrende Bauchschmerzen ein klares Warnzeichen für eine Infektion des Harntrakts, eine behandlungsbedürftige Infektion des Magen-Darm-Traktes, eine akute Blinddarmentzündung, einen eingeklemmten Bruch, eine Darmverschlingung oder andere schwerwiegendere Erkrankungen.

Sollte der Bauchschmerz regelmäßig während stressiger Situationen (z. B. einer Klassenarbeit) auftreten, könnten seelische Gründe vorliegen. Ein Besuch beim Kinderarzt soll klären, ob nicht körperliche Ursachen für die Bauchschmerzen vorliegen. Falls der Arzt tatsächlich den Verdacht einer Angststörung bei einem Kind feststellt, wird er es bei Bedarf vertrauensvoll an einen Kinderpsychiater überweisen.

Ein Kinderarzt sollte unbedingt konsultiert werden bei:

  • Bauchschmerzen, die schon längere Zeit ohne erkennbare Ursachen bestehen
  • akuten, starken Bauchschmerzen
  • Blut im Stuhl
  • stark angespannter Bauchdecke
  • Stuhlverhalt, Harnverhalt
  • Schmerzen speziell im Unterbauch rechts – dies könnte auf eine Blinddarmentzündung hindeuten
  • schlechtem Allgemeinzustand
  • weiteren Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Durchfall oder Erbrechen

 

Warum hat mein Kind Kopfschmerzen?

Seit Jahren beobachten Experten, dass Kopfschmerzen bei Kindern häufiger werden. Grundsätzlich lassen sich auch bei Kindern zwei große Gruppen von Kopfschmerzen unterscheiden.

Von primären Kopfschmerzen spricht man, wenn der Schmerz selbst die Erkrankung ist. Die häufigsten Formen sind die Migräne und der Spannungskopfschmerz.

Um symptomatische (sekundäre) Kopfschmerzen handelt es sich, wenn die Beschwerden das Symptom einer anderen Erkrankung oder Störung sind. So klagen Kinder bei Erkältungen häufig über Kopfweh.

Eine Fehlsichtigkeit, orthopädische Probleme im Bereich der Halswirbelsäule oder chronische Entzündungen im Bereich der Nasennebenhöhlen können ebenso Kopfschmerzen verursachen. Symptomatische Kopfschmerzen verschwinden wieder, wenn die ursächliche Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird.

Auch Stress in der Schule kann bei Kindern zu Kopfschmerzen führen.

Wie erkennt man einen Migräneanfall beim Kind?

Migräne bei Kindern ähnelt der von Erwachsenen, doch es gibt einige Unterschiede. 

  • Ein Kind, das unter einer akuten Migräneattacke leidet, hört meistens auf zu spielen oder zu lernen, ist blass, möchte sich hinlegen und vielleicht schlafen.
     
  • Der Schmerz ist – im Gegensatz zur Migräne bei Erwachsenen – nur selten pulsierend und deutlich kürzer sowie häufiger auf die gesamte Stirn bzw. Schläfenregion begrenzt.
     
  • Bei den üblichen Begleiterscheinungen (Lärm- und Lichtempfindlichkeit etc.) stehen bei Kindern vor allem Übelkeit, Erbrechen, Blässe, Schlafbedürfnis oder Bauchschmerzen im Vordergrund.
     
  • Auch bei Kindern kann es kurz vor einer Attacke zu neurologischen Ausfällen, der so genannten Aura, kommen. Zur Aura gehören Flimmersehen oder Lichtblitze vor den Augen, selten Gefühlsstörungen in Händen und Armen oder Sprachstörungen. Dies ist jedoch äußerst selten der Fall.

 

Wie erkennt man Spannungskopfschmerzen beim Kind?

Im Gegensatz zur Migräne gibt es bei Spannungskopfschmerzen keine Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen.

  • Der Schmerz ist dumpf-drückend bis ziehend und nicht pulsierend.
     
  • Der Schmerz tritt zumeist auf beiden Seiten des Kopfes auf (er breitet sich häufig vom Nacken zur Stirn oder von der Stirn zum Nacken aus und zieht die Augen oder Wangen in Mitleidenschaft).
     
  • Der Schmerz ist von leichter bis mäßiger Intensität.
     
  • Der Schmerz wird bei körperlicher Bewegung nicht stärker. Die Migräne-typischen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit können fehlen.
     
  • Gelegentlich kann eine kleine Übelkeit auftreten

 

Wo finde ich professionelle Beratung zum Thema Kind?

Kinder-Schmerz-Kliniken:

Deutsches Kinderschmerzzentrum an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln
(Leitung: PD Dr. med. Boris Zernikow)

Dr.-Friedrich-Steiner-Str. 5
45711 Datteln
Tel.: 02363 - 975-180
Fax: 02363 - 64211
info@deutsches-kinderschmerzzentrum.de
www.deutsches-kinderschmerzzentrum.de

 

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie

Gehfeldstraße 24
82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: (08821) 701-0
Fax: (08821) 73916
info@rheuma-kinderklinik.de
www.rheuma-kinderklinik.de