International hat sich für die Vielzahl dieser Behandlungsmethoden das Kürzel CAM eingebürgert – für komplementäre und alternative Medizin. Das Interesse an alternativen Therapieformen nimmt immer mehr zu.
Nicht bei allen ist jedoch die Wirksamkeit nach heutigem Wissenstand umfassend untersucht. Daher werden bislang von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) nur einige empfohlen und andere eher zurückhaltend beurteilt.
Die Krankenkassen übernehmen nur teilweise die Kosten, daher ist es vor Behandlungsbeginn sinnvoll, nachzufragen inwieweit die eigene Kasse zur Übernahme der Behandlung bereit ist.
Physikalische Therapien
Unter diesem Begriff fasst man medizinische Behandlungsformen zusammen, die auf physikalischen Methoden beruhen. Zu diesen zählen Wärme, Gleichstrom, Infrarot- und UV-Licht, Wasseranwendungen und mechanische Behandlung. Physikalische Therapie wird meist von Physiotherapeuten angewendet. Hauptindikation sind Schmerzen und Funktionseinschränkungen aufgrund von Überlastung oder infolge degenerativer Prozesse. Einige dieser Behandlungen bekommt man nur auf Rezept. In diesen Fällen werden die Behandlungskosten meist von den Krankenkassen übernommen.
Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
Mit Hilfe von schwachen elektrischen Strömen wird der Nerv oder die Nervenwurzel stimuliert, welcher der schmerzenden Region zugeordnet ist. Diese transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) erfolgt über Elektroden, die auf der Haut angebracht werden. Die elektrischen Impulse, die man als Kribbeln wahrnimmt, können den Schmerz mehrere Stunden lang unterdrücken. Letztlich erfolgt eine Erhöhung der Schmerzschwelle. Eingesetzt werden kann TENS vor allem bei akuten und chronischen Schmerzzuständen sowie bei degenerativen Veränderungen im Bereich der Gelenke und der Wirbelsäule. Mit Hilfe von Taschengeräten kann man diese Behandlung nach Anleitung selbst zu Hause durchführen. Die Wirksamkeit der TENS wird nach wie vor kontrovers diskutiert.
Biofeedback
Mit dem englischen Begriff „Biofeedback“ wird eine Methode bezeichnet, bei der die Veränderungen von biologischen Vorgängen mit technischen Hilfsmitteln sichtbar gemacht werden. Der Patient sitzt in der Regel dabei vor einem Computer. An seinem Körper sind Messsonden angebracht, die den Hautleitwert und damit indirekt den Grad der inneren Erregung misst. Dieser Messwert wird auf dem Monitor angezeigt, so dass der Patient eine Rückmeldung (Feedback) über seine biologische Funktion erhält. Dies soll helfen eine ggf. vorhandene körperliche/ seelische Anspannung beeinflussen zu lernen. Folglich könnte so somit Einfluss auf wiederkehrende Kopfschmerzen genommen werden. Die Übungen werden erst mit Bildschirm erlernt und später ohne Sicht auf die Werte trainiert. Bislang werden Biofeedback-Behandlungen nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Medizinische Bäder und Wasseranwendungen
Diese gehören zu den klassischen Naturheilverfahren. Kalte oder kühle Wassergüsse, Erfindungen des Pfarrers Sebastian Kneipp, setzen einen unspezifischen Reiz. Dieser wirkt sich günstig aus auf das vegetative Nervensystem, auf die Durchblutung und damit auf die Sauerstoff-Versorgung der Gewebe. Eine Kneippkur oder Saunagänge beeinflussen das Hormonsystem und erhöhen so die Widerstandskraft gegen Stress. Bewegungsübungen fallen in warmem Wasser sehr viel leichter und medizinische Bäder beeinflussen das vegetative Nervensystem positiv. Bei schmerzhaften Zuständen aller Art, wenn Wärme medizinisch sinnvoll ist und vertragen wird, können hydrogalvanische Bäder (z. B. „Stangerbad“) Linderung schaffen. Hierbei wird das den Körper umfließende Wasser als Elektrode genutzt. Der galvanische Strom (Gleichstrom) beeinflusst die Schmerzrezeptoren im Körper und hat eine schmerzdämmende Wirkung. Diese Therapie wird fast ausschließlich in Kuranlagen oder Spezialkliniken angeboten.
Manuelle Therapien und Komplementärmedizin
Chirotherapie, „Rolfing“, Osteopathie oder Akupressur sollen Schmerzen lindern und die Beweglichkeit des Körpers wiederherstellen. Dabei kneten und klopfen, streichen, reiben und drücken die Therapeuten. So lassen sich verhärtete Muskeln lockern und Gelenkblockaden lösen. Allerdings werden nicht alle Methoden von den Kassen bezahlt. Für einige gibt es keinen wissenschaftlich Beleg in Form von kontrollierten Studien. Bei der Akupressur fehlen noch ausreichende wissenschaftliche Belege, obwohl viele Menschen von der Wirkung durchaus überzeugt sind. Im Gegensatz zum Rolfing und der Akupressur handelt es sich bei der Chirotherapie um ein schulmedizinisch anerkanntes Verfahren, das, soweit es von entsprechend ausgebildeten Manualtherapeuten ausgeführt wird, von den Krankenkassen bezahlt wird.
Entspannungsmethoden
Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die Körper und Seele gleichermaßen entspannen können und darum in der Schmerztherapie hilfreich sind. Die Palette reicht vom Autogenen Training über die progressive Muskelentspannung bis hin zu fernöstlichen Praktiken wie Meditation oder Yoga. Etliche dieser international als „Mind-Body-Therapien“ bezeichneten Methoden haben ihre Wirksamkeit unter Beweis gestellt und sind eine wichtige Säule der Schmerzbehandlung.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Der amerikanische Arzt Edmund Jacobson entwickelte diese Entspannungstechnik, bei der durch die bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Entspannung erreicht wird. Nacheinander werden einzelne Muskelpartien zunächst angespannt, die Muskelspannung wird kurz gehalten, und anschließend wird die Spannung gelöst. Die Konzentration der Person wird dabei auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung gerichtet und auf die Empfindungen, die mit diesen unterschiedlichen Zuständen einhergehen. Mit der Zeit lernt die Person, muskuläre Entspannung herbeizuführen, wann immer sie dies möchte. Zudem können durch die Entspannung der Muskulatur auch andere Zeichen körperlicher Unruhe reduziert werden, wie Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern. Darüber hinaus können Muskelverspannungen aufgespürt und gelockert und damit Schmerzzustände verringert werden. Im Vergleich zu anderen Entspannungsmethoden liegen für die Wirksamkeit der Progressiven Muskelentspannung die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Volkshochschulen und Krankenkassen bieten Kurse an, in denen man die Progressive Muskelentspannung erlernen kann. Man kann sich diese mit Hilfe von Büchern und audio-visuellen Medien ebenfalls selbst beibringen.
Autogenes Training
Kern dieser Methode ist die Selbstbeeinflussung (Autosuggestion). Dabei wird das Ziel verfolgt, sich selbst in einen Zustand der Entspannung zu versetzen. Wer Autogenes Training beherrschen lernen will, sollte sich von ausgebildeten Lehrern anleiten lassen. Das Selbststudium mit Büchern ist nicht zu empfehlen. Im Autogenen Training lernt man die positive willentliche Beeinflussung des vegetativen Nervensystems. Jeder kennt die Auswirkungen von negativen Selbstgesprächen: Versagensbefürchtungen können zu Blutdruckanstieg, Gereiztheit und Schweißausbrüchen führen. Mit positiven suggestiven Möglichkeiten kann man sich und seinen Körper positiv beeinflussen. Durch die regelmäßige Übung lassen sich die „angelernten“ Reflexe in Alltagssituationen leicht abrufen.
Yoga
Im Yoga wird davon ausgegangen, dass der Mensch sich selbst erleben kann. Systematisch aufgebaute Übungseinheiten stellen eine Art Selbsttest dar, die den Standort des Übenden aufzeigen. Im Marma-Yoga beispielsweise werden Druck- und Schmerzpunkte, auch Wach- und Warnposten oder Marmas genannt, in den Mittelpunkt der Erfahrung während der Übung gestellt. Marmas befinden sich im gesamten Körper, im Nerven- und Kreislaufsystem, in bestimmten Gelenke, Muskeln, Sehnen, Knochen und Blutgefäßen. Sie vermitteln dem Menschen durch Anzeichen von Schmerz, ob diese Stellen angegriffen sind. Schmerz zeigt im Verständnis von Marma-Yoga Grenzen auf. Mit Yoga-Übungen können Stresserscheinungen reduziert werden. Die Konzentration auf das bewusste Erleben körperlicher und seelischer Zustände und Reaktionen führt zu einem neuen Lebensgefühl, zu mehr Kraft und Stabilität gegenüber den Herausforderungen des täglichen Lebens.
Tai Chi
Dieses Übungssystem zur Förderung der Gesundheit kommt aus China. Es ist eine meditative Gymnastik, die zu den chinesischen Kampfkünsten gehört und Schattenboxen genannt wird. Durch einen klar definierten Bewegungsablauf aufeinander folgender fließender Bewegungen wird eine tiefgehende Entspannung von Körper und Geist angestrebt. Tai Chi beansprucht alle Muskeln, Sehnen, Gelenke und kräftigt die gesamte Rückenmuskulatur. Die Übungen bewirken eine Dehnung der Wirbelsäule, welche die Bandscheiben von ihrem Druck befreit. Zudem werden über entsprechende Bewegungsabläufe die Füße gestärkt und eine gesunde Haltung aufgebaut. Das verbessert die Atmung, die Sauerstoffversorgung und das gesamte Lebensgefühl. Ziel ist es, eine gesunde äußere und innere Haltung sowie Achtsamkeit zu entwickeln.
Akupunktur
Akupunktur ist ein viele Jahrtausende altes Naturheilverfahren aus der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Inzwischen gibt es zahlreiche neue Untersuchungen, welche der Akupunktur bei verschiedenen Schmerzsyndromen Wirksamkeit bescheinigen: Bei Rücken- und Arthroseschmerzen, Migräne und Spannungskopfschmerzen kann eine Akupunktur die Beschwerden positiv beeinflussen. Ursprungsland China ist die Akupunktur eine anerkannte Behandlungsmethode, die eine ausgedehnte Ausbildung erfordert. Bei der Akupunktur werden Nadeln entlang von Leitbahnen auf die Akupunkturpunkte gesetzt, den Meridianen, verlaufen. Je nach Akupunkturrichtung gibt es 200 bis 4000 solcher Akupunkturpunkte. Wissenschaftlich nachgewiesen ist weder die Existenz der Akupunkturpunkte, noch die der Meridiane. Auch lassen sich keine gesicherten Aussagen darüber machen, wie tief die Nadel eingestochen werden muss, oder aus welchem Material sie bestehen sollte. Zur Behandlung berechtigt sind nur Ärzte, die eine Weiterbildung in Akupunktur absolviert haben und Kenntnisse in Psychosomatik und Schmerztherapie nachweisen können.